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DYNAMO-DYNAMO

Die Wiederholung von ein und demselben Wort bedeutet bekanntermaßen seine inhaltliche Verstärkung. In der Ausstellung DYNAMO-DYNAMO werden diese Begriffe einander gegenüber gestellt.

"Dynamo" ist nicht nur eine Kraft, eine Bewegung nach vorn, letztendlich eine Maschine, die Licht macht. Dynamo ist - wenn man diesen Gedanken weiterentwickelt - zweifelsohne unsere strahlende Zukunft. Dynamo, so heißen zahlreiche Sportclubs in verschiedenen Städten der Welt, auch eine U-Bahn-Station in Moskau, die 1938 eröffnet wurde, trägt diesen Namen. Gleichzeitig ist „Dynamo“ auch ein sowjetischer und postsowjetischer Begriff für eine kleine Lüge, ein unerfülltes Versprechen.

 

Diese Interpretation über die nicht eingelöste Versprechen einer strahlenden Zukunft könnte als die gewichtigere in diesem widersprüchlichen Titel betrachten, wäre da nicht die Mehrwichtigkeit, die für Bardolim & Voronza`s künstlerische Absurdität – Nicht Vereinbares vereinbaren zu wollen - typisch ist.

 

Die Künstler bekleiden geschlechtslose Figuren von Basisreliefs der Moskauer U-Bahn, die im Still des stalinistischen Empire gebaut wurde - und gleichzeitig ziehen sie sie aus, machen aus "Stalin"-Jugendlichen Pin-Up Girls und ziehen damit eine Parallele zwischen dem Bild des idealen Körpers in einer totalitären Gesellschaft und dem Erfolg der Pin-Up Karten amerikanischer Soldaten während des Zweiten Weltkrieg.  Die Künstler führen die Illusionen nicht nur zusammen, sie vernichten die eine und kreien stattdessen eine andere, ihre eigene, und hüllen sie in einen Kokon aus Mosaik.

 

Mosaik ist ihre Festung, ihr Bunker, hier verbergen sich ihre Fantasien und Träume: Gitarre, Schaukelpferd, Roller, sexy Mädels statt disziplinierte Sportler. Die Wiederholung "Dynamo-Dynamo" ist eine Art Beschwörung, genauso wie in Mosaiken einen Stein nach dem anderen zu legen, wie grafische Arbeiten mit kleinen Siegeln zu bestempeln - das alles ist eine rituelle Geste, illusorischer Schutz gegen die illusorische Absurdität.

DYNAMO-DYNAMO vol. 1 +2, Kunstverein Fantom, Berlin, 2019 / Kunst & Kultur Schloss Neuenhagen, 2023

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