ROTES GESCHENK
Schon längst durch den Totalitarismus entlarvt, wird die Avantgarde 100 Jahre später zu einer wunderbaren Zielscheibe für eine endlose Beobachtung dieses feurigen Flammenspiels und seiner Widerspiegelungen. Wie es häufig passiert, wird das echte Interesse nicht durch das Objekt entwickelt, sondern durch den Beobachter: Künstler, Autoren, Kritiker machen sich Jahre später Gedanken über das Phänomen der Avantgarde und ihrer begleitenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen.
Diese Beobachter befinden sich auf verschiedenen Ebenen der künstlerischen, ideologischen, politischen Wahrnehmung des Objektes. Sie analysieren und interpretieren einzelne Segmente dieser groß angelegten Erscheinung, indem sie die Sphären der künstlerischen Verwandtschaft umreißen. Als Grafik dieser individuellen Sphären der Interessen, Brücken und Berührungspunkte entsteht ein komplexes
Modell der Wahrnehmung der Avantgarde.
Der Titel der Arbeit entstammt dem widersprüchlichen und heutzutage etwas komisch klingenden Aufruf eines Plakates von Wladyslaw Strzeminski von 1920:
"ORGANISIERT DIE WOCHE DES ROTEN GESCHENKS ÜBERALL".
Jedes einzelne Wort, die Wortverbindung und das Wortgeklingel könnten als Trampolin für das Schaffen der eigenen subjektiven Aussage dienen.
Freies Museum Berlin, 2014/ Neue Sächsische Galerie, 2017